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Das Nomadenleben

von Uyanga Baldorj
Das Nomadenleben

Die Mongolei hat gut drei Millionen Einwohner. Nur ein Drittel von ihnen lebt als Nomaden, das sind ungefähr 160.000 Nomadenfamilien. Eine Nomadenfamilie hält immer Pferde, Schafe, Ziegen und Rinder, viele dazu auch Kamele oder Yaks. Im Westen und im Süden der Mongolei werden die größten Kamelherden gehalten. Im Osten des Landes werden die meisten Ziegen, welche Kaschmirwolle geben, gehalten. Im Zentrum und im Westen der Mongolei leben die meisten Yaks. Zusätzlich gibt es ganz im Norden der Mongolei Nomaden, die Rentiere züchten. Diese zählen allerdings nur knapp 2000 Tiere.

Die Anzahl der Herden und die Zahl der Tiere in diesen Herden variieren von Familie zu Familie. Die Beschaffenheit der Weide und die Traditionen der Umgebung spielen dabei eine wichtige Rolle. Einige Regionen sind beispielsweise für schnelle Pferde, andere wiederum für deren zahlreiche Milchprodukte, darunter Airag  (Kumis; vergorene Stutenmilch), berühmt.

Es gibt Nomadenfamilien, die um die 2000 Tiere hüten, und es gibt Nomaden, die weniger als 50 Tiere haben. Im Durchschnitt besitzt eine Familie um die 500 bis 600 Tiere. Dennoch haben die Nomaden unabhängig von der Anzahl der gehüteten Tiere jeden Tag das ganze Jahr über viel zu tun. Denn die Tiere kennen keine Feierabende, keine Wochenenden oder Feiertage. Sie müssen rund um die Uhr gehütet und vor Raubtieren geschützt werden.

Ein Jahr im Nomadenleben verläuft ungefähr wie folgt: Die arbeitsreiche und wichtigste Jahreszeit ist der Frühling, da sich die Herden vermehren. Die Jungtiere werden ab Ende März bis Ende April geboren. Es ist eine sehr große Herausforderung, sie und die Muttertiere ohne Verluste über den noch verschneiten und extrem launigen Frühling gut durchzubringen. Hier wird das Wissen und das Können einer Nomadenfamilie am meisten unter Beweis gestellt. Außerdem müssen die ausgewachsenen aber erschöpften Tiere auf die Weide getrieben werden, wo sie nach frischen und besten Gräsern suchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Nebenbei werden die Tiere vom Winterfell befreit, sonst werden sie krank, durch Überhitzung und Befall von Insekten.

Angefangen wird mit den Ziegen, weil sie mit dem fortschreitenden Frühling die für die Kaschmirwolle so wichtige feinen Haare am Bauch verlieren. Ziegen werden ab Ende März oder Anfang April gekämmt, sie behalten ihre dünnen langen Haare danach auch über den Sommer, da sie recht schnell frieren. Das Kämmen und das Scheren der weiteren Herdentiere wie die Schafe, Yaks, Kamele und Pferde kann bis zu Juni dauern, je nachdem, ob das jeweilige Tier zu Kräften gekommen ist und das Fell von der Haut bisschen absteht oder nicht.

Im Sommer wird gearbeitet, aber auch gefeiert. Gefeiert wird das berühmte Naadamfest, sowohl auf Staats- als auch auf Aimagsebenen. Das Naadamfest ist unter anderem für das Pferderennen berühmt: Die Reiter sind Kinder zwischen 6-12 Jahre. Auf diesen Festen gibt es immer viele verschiedene Milchprodukte, die von den Nomaden frisch produziert werden. Gemolken wird jeden Tag, manche Tiere sogar mehrmals. Dennoch bleibt für die Jungtiere genug Milch übrig, da sie auch viel auf der Weide unterwegs sind und nachts über immer bei deren Müttern bleiben. Im Sommer und im Herbst ist es für die Herde sehr wichtig, dass sie viel Fett ansetzen und kräftig werden.

Der Herbst ist die Zeit der Vorbereitungen für den Winter. Die Jurten müssen wieder von außen und innen aufgerüstet werden. Das Winterlager muss erneuert werden. Für die Tiere müssen Schutz-, Wärmesäcke genäht werden. Es gibt viel vorzubereiten, aber am allerwichtigsten ist es, viel Heu für die Herden zu machen, was in der Mongolei teilweise noch auf herkömmliche Art geschieht. Die Nomaden haben keine Maschinen dafür. Von den guten Vorbereitungen im Herbst hängt das Überleben im Winter maßgeblich ab.

Der Winter in der Mongolei ist lang und hart. Es ist keine Seltenheit, dass die ersten Schneeflocken schon im September und die letzten noch im Mai fallen. In der Winterzeit liegt die Temperatur nachts niedriger als -40°C. Die Hauptaufgabe der Mensch und die Tiere ist es, den harten Winter zu überleben. Jede Nomadenfamilie hat einen bevorzugten Ort für Überwinterung. Ein Winterlager befindet sich meist vom Wind geschützt im Fuß eines Berges. Dort gibt es größere, überdachte Holzbauten zum Schutz der Herden vor extremem Frost und Schneestürmen.

Obwohl das Leben mit den Herden anstrengend ist, lieben die Mongolen ihre Tiere, Natur und Traditionen und leben mit diesen im Einklang. Unter dem wachsamen Auge des Hirten laufen die Herden frei umher und suchen sich ihr Futter selbst. Es gibt keine Zäune, keine Melkmaschinen, keine Ställe, die man von Bauernhöfen kennt. Zäune in der Nomadenfamilie sind kleine aneinandergesteckte Holzbalken, die nur während des Melkens kurz die Jungtiere abtrennen sollen. Diese Holzbalken werden später abgebaut, wenn die Familie weiterzieht.

1 Kommentar

  • Sylvia Behrndt

    Die Mongolei ist grossartig!!! Vor etwa 10 Jahren waren wir mit der Gesellschaft zum Schutz der Woelfe dort, vor allem im Ostern und Norden. Die Gadtfreundschaft ist unbeschreiblich! Die Landschaft sowieso!!!

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